1 In seiner Vorrede zum Deutschen Wörterbuch klagt Grimm jedoch weniger eine mangelnde Schreibfertigkeit der Deutschen als vielmehr Inkonsequenz in der Normengebung selbst an, die seiner Ansicht nach sozusagen formal abgesegnete Falschschreibung provoziert:

"wenn man nahm, lahm, zahm schreibt, warum nicht auch kahm? ... ungebildete schreiben auch wihr, mihr, dihr oder wier, mier, dier und verfahren folgerichtig." (GARBE 1978, 56 - 57)

2 So z. B. das einsilbige Pronomen 'wir', das durch die Ich-Erzählsituation persönlicher Briefe häufig verwendet, aber unterschiedlich aufgezeichnet wird (wir, wier; vgl. Jacob Grimm = GARBE 1978, 56 - 57).

3 Obwohl bereits "an der Wende vom 18. zum 19. Jh. ... eine  r e l a t i v  vereinheitlichte Schreibung der deutschen Literatursprache existierte[,] ... [d]ie sogenannte ADELUNGsche Orthographie, die ... auch in Schulen ... Anwendung fand, ... [gab es] keine Orthographie, die für alle Schreibenden verbindlich war." Sämtliche Bemühungen des 19. Jh. um Durchsetzung einer Einheitsorthographie fruchteten erst im Jahr 1901 auf der sog. II. Orthographischen Konferenz in Berlin, wo "[d]as im Ergebnis der Konferenz entstandende orthographische Regelwerk ... von allen deutschen Länderregierungen sowie von der Schweiz und Österreich gebilligt und ab 1903 im Schulunterricht und im öffentlichen Verkehr für verbindlich erklärt [wurde]" (NERIUS 1987, 239 - 250).

4 Auch ndl. Einflüsse werden zu beobachten sein (sowie gesamtdeutsche Formen).

5 Zu den Begriffen 'Sprachsystemnormen' vs. 'kommunikative Normen' heißt es weiter:

"Die Sprachnorm bezieht sich ... einerseits auf die Tatsache, daß unter den Elementen und Relationen, die für ein System in Frage kommen ..., bestimmte Elemente und Relationen ausgewählt und als verbindlich angesehen werden, andererseits bezieht sie sich darauf, daß unter den Handlungsmustern, die für die sprachlich-kommunikative Tätigkeit in Frage kommen, ebenfalls bestimmte Muster und dementsprechende sprachliche Mittel ausgewählt werden und allgemeine Anerkennung erlangen. Normen, die sich auf das Sprachsystem beziehen, nennen wir Sprachsystemnormen (Systemnormen), Normen, die sich im engeren Sinne auf die sprachlich-kommunikative Tätigkeit beziehen, nennen wir kommunikative Normen." (NERIUS 1987, 26 - 27)

6 Folgender Gedankengang wäre möglich: Wenn <g> nicht <ch> gesprochen werden soll, sondern eher wie <k> (plosiv), schreibe ich lieber <k> statt <g>.