2.5.3 Die Partikeln [nach oben]

Allen Partikeln gemeinsam ist, dass sie der Form nach unverändert auftreten, dass sie ... keine eigentliche ([nenn]lexikalische) Bedeutung haben oder jedenfalls bedeutungsarm sind und dass sie - anders als Präpositionen und Konjunktionen - keine grammatische Funktion haben. Charakteristisch ... ist, dass sie nicht als Satzglieder auftreten ... (DUDENREDAKTION, 1998, 377)

Obwohl diesen Unflektierbaren weder Bedeutung noch Funktion zugebilligt wird, soll trotzdem der Versuch unternommen werden, diese speziellen Wörter als Taxeme zu beschreiben, d. h. als grammatisch sinnvoll. Hier zunächst die häufigsten Partikeln des Corpus:

 
Partikeln
nicht 74
auch 35
noch 25
ja 23
hoiho 20
nur 18
 

Die häufigste Partikel des Corpus ist die Negationspartikel 'nicht'. Diese Partikel mit negierendem Skopus kann (Teil)propositionen semantisch modifizieren. Die Anwesenheit der Partikel in einer positiven Proposition oder Aussage mit Wirklichkeitsgeltung verneint den als 'wahr' gesetzten Inhalt. Die Negation würde mit der Tilgung der Partikel neutralisiert werden, wodurch die Ausgangsproposition übrig bliebe im positiven Raum. Wenngleich die Partikel semantisch uneigenständig ist, vermag diese ganze Aussagen semantisch umzuwandeln. Die Funktion der Negationspartikel wäre demnach keine syntaktische, sondern eine (sub)semantische.

Auffällig ist die Form 'hoiho', eine Gesprächspartikel bzw. Interjektion:

Die Interjektionen lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen, in Ausdrucks- bzw. Empfindungswörter und in Nachahmungen von Lauten bzw. Schalleindrücken. (DUDENREDAKTION, 1998, 382)

Für aus Ausdrucks- und Empfindungswörtern gebildete Taxeme wäre das Episemem 'Emotion' zuständig, für nachahmende Taxeme das Episemem 'Reproduktion'. Da die Interjektionen eine liedtexttypische Morphologie aufweisen, sollen diese für musikalische Zwecke bestimmten Wortformen den Episememen 'Emotion' vs. 'Reproduktion' zugeordnet werden. Hier nun sämtliche Formen, gelistet nach Häufung:

 
Die Interjektionen
hoiho 20
hurra 14
heia 12
ohe 12
la 8
o 7
vallera 7
diho 6
hidi 6
holla 6
hollahi 6
hollala 6
hussasa 6
tirallala 6
falalala 4
ach 3
valleralala 3
vallerie 3
valleri 2
heißa 1
oho 1
 

Davon ausgehend, dass der syntagmatische Kontext eines Wortes die Bedeutung des Wortes motiviert und von daher auch Interjektionen im Syntagma über Bedeutung verfügen, sollen nun die Kontexte der Interjektionen präsentiert werden, um die grammatische Bedeutung dieser Gesprächspartikeln aufzuzeigen.

Da die Interjektion syntaktisch ungebunden ist, kann ihr Kontext nicht auf die unmittelbare syntagmatische Nachbarschaft beschränkt werden. Es wird also immer der gesamte Liedtext als Kontext betrachtet:

Die häufigste Interjektion des Corpus 'hoiho' kommt nur in einem einzigen Lied vor. Diese Partikel tritt nie allein auf, sondern vervielfacht in der Dreiergruppe oder in Kombination mit dem zweithäufigsten Ausruf des Corpus 'hurra'. Insgesamt sind 8 dieser Partikelreihungen zu beobachten, wobei diese geheimnisvollen Syntagmen stets mit dem Ausrufungszeichen versehen sind:

Heut' geht es in See

1. Heut' geht es in See, schmeißt die Leinen los,
hoiho, hoiho hurra!
Hinaus in den Wind, in das Wellengetos',
wir zeigen Klar!
Auf Vorposten steh'n wir, auf einsamer Wacht,
ob's Hagel gibt, Sturm oder Schnee.
Wir fürchten weder Tommy noch Klabautermann,
wir beherrschen die See!
Hoiho! Hoiho! Hoiho! Wir beherrschen die See!

2. Der Ausguck, der späht durch die finstere Nacht,
hoiho, hoiho hurra!
Es stürmt und es braust, daß das Herze uns lacht,
wir zeigen Klar!
Schon alt ist der Kahn, manchen Sturm er bestand,
doch jung ist der Wille und zäh.
Wir fürchten weder Tommy noch Klabautermann,
wir beherrschen die See!
Hoiho! Hoiho! Hoiho! Wir beherrschen die See!

3. An Backbord ein Schiff, eine Prise in Sicht,
hoiho, hoiho hurra!
Wir ändern den Kurs schnell im Scheinwerferlicht,
wir zeigen Klar!
Neutral ist die Flagge, das ist kein Beweis,
wir kennen den englischen Dreh.
Wir fürchten weder Tommy noch Klabautermann,
wir beherrschen die See!
Hoiho! Hoiho! Hoiho! Wir beherrschen die See!

4. Und wenn eines Tag's eine Mine mal kracht,
hoiho, hoiho hurra!
Dann steht gleich ein anderes Boot auf der Wacht!
Wir zeigen Klar!
Wir stehen und fallen, getreu unser'm Schwur,
und wachen nach Luv und nach Lee.
Wir fürchten weder Tommy noch Klabautermann,
wir beherrschen die See!
Hoiho! Hoiho! Hoiho! Wir beherrschen die See!
(857)

Es fällt auf, dass die Partikelkonstellationen in jeder Strophe am gleichen Ort auftauchen als zweiter Vers sowie als erster Teil des Schlussverses. Einflussreich für die Konstellation 'Hoiho! Hoiho! Hoiho!' ist die Proposition des Nachbarsyntagmas 'wir beherrschen die See', das im Refrain sowohl vor als auch hinter der Konstellation auftritt. Das Episemem für die Partikelkonstellation könnte die 'Reproduktion' sein, wenn die Lautfolge 'hoiho' die Geräusche des Meeres imitieren soll.

Der Ausruf kann zudem unter das Episemem 'Emotion' fallen, wenn die Aussage des Nachbarsyntagmas verstanden wird als ein Triumphieren über eine Naturgewalt (symbolisiert durch die heidnisch-mythologische Gestalt des 'Klabautermanns') sowie über die dort anzutreffende andere Gefahr 'Tommy'.

Ein enges Verhältnis von erstem und drittem Vers wird in Strophe 4 evident, als der erste Vers als konditionaler Nebensatz erscheint, an den der dritte Vers als Hauptsatz anzuschließen wäre (Wenn-dann-Relation): 'Und wenn eine Mine kracht, dann steht ein anderes Boot auf der Wacht!'. Dazwischen steht die Konstellation 'hoiho, hoiho hurra!'. Da hier nicht unmittelbar das Meer thematisiert wird wie im Refrain und der Schalleindruck einer Bombenexplosion kaum durch 'hoiho, hoiho hurra!' nachgezeichnet würde, wäre das passende Episemem nicht die 'Reproduktion' als Wiedergabe akustischer Phänomene, sondern das Episemem 'Emotion', das sprachliche Äußerungen als Gemütsbewegungen begründet. Die Partikeln wären hier die Formulierung eines ambivalenten Gefühls: Zum einen transportieren sie das Unbehagen angesichts der Todesgefahr, zum anderen schwingt die Freude mit, dass durch den Tod nichts verloren wäre, weil andere den Kampf fortführen, wodurch das Gewicht des individuellen Ablebens gemildert wird (und damit die Angst davor).

Im Gegensatz zur Interjektion 'hoiho' ist die Partikel 'hurra' im Deutschen konventionalisiert, d. h. auf spezifische Assoziationen festgelegt. Gebräuchlich ist 'hurra' als Ausruf der Freude und Begeisterung.

Soldaten, die marschieren

1. Soldaten, die marschieren
beim ersten Morgenschein,
mit Mann und Offizieren,
Kamerad, Soldaten müssen sein.
Die Trommel weckt die Bürger
und ihre Töchter auf,
Hurra! Hurra! Mein stolzes Regiment,
das ist Soldatenbrauch.
Soldatenliebe, Soldatenmut!
O Dorothee,
so weiß wie Schnee,
so rot Blut.
Führt diese Straße mich zu dir hin,
behalt mich lieb, mein Mädel,
bis ich bei dir bin.

2. Soldaten, die marschieren,
auch wenn die Sonne sinkt.
Was weißt du vom Quartier,
Kamerad, das uns die Nacht wohl bringt.
Die Bürger haben Betten,
wir haben oft nicht mal Stroh,
Hurra! Hurra! Mein stolzes Regiment,
wenn's sein muß, geht's auch so.
Soldatenliebe, Soldatenmut!
O Dorothee,
so weiß wie Schnee,
so rot Blut.
Führt diese Straße mich zu dir hin,
behalt mich lieb, mein Mädel,
bis ich bei dir bin.

3. Soldaten, die marschieren
auch mitten in der Nacht,
der Hauptmann soll uns führ'n.
Kamerad, gib acht, der Tag erwacht!
Es dämmert schon im Osten
der erste Morgenschein.
Hurra! Hurra! Mein stolzes Regiment,
schön ist's, Soldat zu sein.
Soldatenliebe, Soldatenmut!
O Dorothee,
so weiß wie Schnee,
so rot Blut.
Führt diese Straße mich zu dir hin,
behalt mich lieb, mein Mädel,
bis ich bei dir bin.
(soldated.html)

Die Partikel 'hurra' erscheint als Ausdruck freudiger Erregung in einem Kontext, der das Soldatenleben thematisiert. Die Interjektion entspricht hier ihrer konventionalisierten Verwendung, als sie zusammen mit dem positiv semantisierten Syntagma 'mein stolzes Regiment' auftritt. Somit ist das Episemem 'Emotion' wirksam. Als weitere Interjektion begegnet die Form 'o' in der Kombination 'o Dorothee'. Als Ausruf ist der Vokal 'o' ein ebenfalls konventionalisierter Ausdruck, und zwar des Erstaunens und der Leidenschaft. Das durch 'o' fokussierte Substantiv 'Dorothee' wird im Syntagma 'so weiß wie Schnee, so rot [wie] Blut'|12| thematisiert. Dieser liebevolle Vergleich kann als Ausdruck von Leidenschaft gelten, wodurch sich auch für 'o' eine konventionalisierte Verwendung zeigt und als Episemem die 'Emotion' veranschlagt werden kann. Die Erzählinstanz des Textes spricht die namentlich genannte Figur 'Dorothee' persönlich an und wünscht sich das Fortdauern einer emotionalen Beziehung ('behalt mich lieb, mein Mädel'), darauf hinweisend, dass ein Wiedersehen als Rückkehr des Soldaten zur Geliebten an die Marschrichtung der kämpfenden Truppe gebunden ist. Da die Ausbreitung des Krieges doch von zu Hause wegführt, ironisiert der Sprecher den ernsten Sinn seiner Leidenschaft.

Die Jugend marschiert

1. Die Jugend marschiert mit frohem Gesang
bei Sonnenschein und Regen;
die Jugend marschiert in sieghaftem Drang
dem großen Ziel entgegen.
Wir stürmen die Welt,
nichts hemmt unser'n Schritt,
wer jung sich noch fühlt,
zieht freudig mit.
Die Jugend marschiert, kein Pfad ist zu steil
dem Ziele entgegen, hurra! Sieg Heil!
Morgens, wenn die Sterne sacht verglüh'n,
hält's keinen zu Haus', es treibt uns hinaus.
In der Wälder duftig frischem Grün,
da tummeln wir uns aus.
Die Jugend marschiert mit frohem Gesang
bei Sonnenschein und Regen;
die Jugend marschiert in sieghaftem Drang
dem großen Ziel entgegen.
Wir stürmen die Welt,
nichts hemmt unser'n Schritt,
wer jung sich noch fühlt,
zieht freudig mit.
Die Jugend marschiert, kein Pfad ist zu steil
dem Ziele entgegen, hurra! Sieg Heil!

2. Die Jugend marschiert mit frohem Gesang
bei Sonnenschein und Regen;
die Jugend marschiert in sieghaftem Drang
dem großen Ziel entgegen.
Wir stürmen die Welt,
nichts hemmt unser'n Schritt,
wer jung sich noch fühlt,
zieht freudig mit.
Die Jugend marschiert, kein Pfad ist zu steil
dem Ziele entgegen, hurra! Sieg Heil!
Merke dir das Eine immer gut:
Die Heimat ist dein, erhalte sie rein!
Deutscher Boden, deutsches Blut
soll stets dir heilig sein.
Die Jugend marschiert mit frohem Gesang
bei Sonnenschein und Regen;
die Jugend marschiert in sieghaftem Drang
dem großen Ziel entgegen.
Wir stürmen die Welt,
nichts hemmt unser'n Schritt,
wer jung sich noch fühlt,
zieht freudig mit.
Die Jugend marschiert, kein Pfad ist zu steil
dem Ziele entgegen, hurra! Sieg Heil!
(806/807 u. merkedir.html)

Was für die Interjektion 'o' im Dorothee-Lied augenscheinlich wurde, nämlich der Einsatz als Gesprächspartikel (Erzähler-Ich spricht zu 'Dorothee'), manifestiert sich in diesem Liedtext auch für die Partikel 'hurra'. Viermal tritt das Wort in demselben Syntagma auf. Syntagmatisch besonders nah steht es der Wortgruppe 'Sieg Heil', die im 'Dritten Reich' als Grußformel gebräuchlich war und somit eindeutig kommunikativen Wert hat. Die Partikel 'hurra' ist zweifelsfrei in diesem Kontext dem Episemem 'Emotion' zuzuordnen, auch deshalb, weil in keiner Teilproposition der syntaktischen Umgebung ein akustisches Ereignis angesprochen wird, das per Stimme reproduziert werden könnte. Der emotionale Gehalt der Gesprächspartikel überträgt sich auf die Grußformel und über diese auf die Teilnehmer der Kommunikation, die von der Erzählinstanz begrüßt werden.

Im Hafenschutz von Scapa-Flow

1. Im Hafenschutz von Scapa-Flow,
da bauscht der Wind den Union-Jack.
Es rief der Kommandant: Oho!
Und schon sank eins der Schiffe weg!
Wir lauern in Tiefen und pflügen das Meer,
wir sind hinter Prisen und Engländern her!
Heia, ohe! Heia, ohe!
Schon wetzt seine Zähne der grimmige Hai,
bald ist es, John Bull, mit dem Hochmut vorbei!
Heia, ohe! Heia, ohe!

2. Das Ungeheuer von Loch Ness
schaut neidisch und bekümmert drein.
Was vorbeirauscht frech und keß,
muß noch ein schlimm'res Untier sein!
Wir lauern in Tiefen und pflügen das Meer,
wir sind hinter Prisen und Engländern her!
Heia, ohe! Heia, ohe!
Schon wetzt seine Zähne der grimmige Hai,
bald ist es, John Bull, mit dem Hochmut vorbei!
Heia, ohe! Heia, ohe!

3. Wir sind auf jedem Grad zu Haus',
wir greifen an in Luv und Lee.
Die Tommies packt der kalte Graus
vor uns Janmaaten auf der See!
Wir lauern in Tiefen und pflügen das Meer,
wir sind hinter Prisen und Engländern her!
Heia, ohe! Heia, ohe!
Schon wetzt seine Zähne der grimmige Hai,
bald ist es, John Bull, mit dem Hochmut vorbei!
Heia, ohe! Heia, ohe!
(859)

Mit insgesamt 25 Erscheinungen, die sich aus drei verschiedenen Interjektionen rekrutieren, birgt dieser Text die meisten Partikeln des Ausrufs. Die im Korpus 'NS-Liedgut' singuläre Form 'oho' wird der diegetischen Person des U-Boot-Kommandanten gleichsam in den Mund gelegt als dessen wörtliche Rede. Das Episemem 'Emotion' ist hierbei anzusetzen, da die sprechende Figur in einer Mischung aus Freude und Überraschung die Interjektion äußert: Die Nationalflagge Großbritanniens 'Union-Jack' steht im Text als pars pro toto für ein Kriegsschiff (bzw. mehrere) der Engländer, das wohl innerhalb eines kurzen Zeitraums nach seiner Entdeckung von den Soldaten des Kommandanten versenkt wird. Dieser Partikel morphologisch ähnlich ist die 12-mal auftretende Partikel 'ohe', die im Refrain an zwei verschiedenen Stellen vorkommt, jeweils kombiniert mit der Partikel 'heia' in einem alternierenden Wechsel. Aufgrund der morphologischen Ähnlichkeiten zwischen der Partikelkonstellation 'Heia, ohe!' und der Form 'hoiho' (in beiden Fällen folgt auf den Anfangskonsonanten 'h' ein Diphthong mit Vokal 'i' an zweiter Position, die letzte Silbe besteht aus 'h' und Vokal) bietet sich der Vergleich der entsprechenden Kontexte an. In beiden Liedern ist der Seekrieg thematischer Gegenstand, in dem als Gegner England hervortritt. Wurde in dem Kontext um Partikel 'hoiho' das Meer als Naturgewalt dargestellt, präsentiert sich die pluralisierte Sprecherinstanz 'wir' in diesem Lied selbst als (unberechenbarer) Teil der Natur ('Hai', 'Untier'). Jeweils vor und nach dem Syntagma 'Schon wetzt seine Zähne der grimmige Hai, bald ist es, John Bull, mit dem Hochmut vorbei!' tritt die Konstellation 'Heia, ohe! Heia, ohe!' auf. Auch hier ist das Episemem 'Emotion' wirksam, da als Gefühl die Entschlossenheit zum Ausdruck kommt, den Kontrahenten zu bekämpfen ('John Bull' ist die Personifikation der britischen Staatsmacht), sowie die Vorfreude auf ein erfolgreiches Ende.

Da die Form 'hoiho' im Episemem 'Emotion' die Komplemente 'Todesangst' vs. 'Freude' setzt, wäre zu überlegen, ob dieses ambivalente Gefühl nicht auch der Konstellation 'Heia, ohe!' innewohnt. Allerdings wäre der Anteil der 'Freude' hier größer, da die Partikel 'oho' als morphologische Verwandte der Partikel 'ohe' im Text schon den Komplementen 'Freude' vs. 'Überraschung' zugeordnet wurde.

Kamerad, nun heißt's marschieren

1. Kamerad, nun heißt's marschieren
ins Feindesland hinein!
Und du und ich, wir spüren,
daß niemals wir verlieren,
der Sieg muß unser sein,
der Sieg muß unser sein!
Lebe wohl, du kleine Monika,
heute muß geschieden sein.
Lebe wohl, du kleine Monika,
trockne dir die Äugelein.
Valleri, vallera, vallera la la la la,
wenn ich wiederkomm', wirst du mein!
Lebe wohl, du kleine Monika,
bald bin ich wieder da!

2. Der Feind, der wird zerschlagen
mit seinem Haß und Neid.
Werde tot ich fortgetragen,
sollst, Liebste, du nicht klagen -
zieh an dein schönstes Kleid,
zieh an dein schönstes Kleid!
Lebe wohl, du kleine Monika,
heute muß geschieden sein.
Lebe wohl, du kleine Monika,
trockne dir die Äugelein.
Valleri, vallera, vallera la la la la,
wenn ich wiederkomm', wirst du mein!
Lebe wohl, du kleine Monika,
bald bin ich wieder da!
(kameradn.html)

Achtmal tritt in diesem Lied die Partikel 'la' auf, pro Strophe viermal, zusammen mit den Interjektionen 'valleri' und 'vallera'. Die Erzählinstanz zeigt sich in der Ich-Form ('ich', 'wir'). Das Personalpronomen 'du' repräsentiert im Text zwei verschiedene Figuren. Strophe 1 setzt ein mit dem Maskulinum 'Kamerad' als Anredenominativ. Es wird zum Aufbruch aufgefordert in das Kampfgebiet ('Feindesland'). Innere Überzeugung als Gefühl manifestiert sich hier im Syntagma 'du und ich, wir spüren, daß niemals wir verlieren' sowie in Strophe 2 durch 'der Feind, der wird zerschlagen'. Der Refrain ist semantisch zweigeteilt, wobei die Grenze der Opposition 'Abschied' vs. 'Wiederkehr' durch die Konstellation 'valleri, vallera, vallera la la la la' konstituiert wird: Das Femininum 'Monika' sowie das hierauf bezogene Pronomen der 2. Pers. Sg. 'du' bilden den Anredenominativ 'du kleine Monika', der im ersten Teil des Kehrreims zweimal, im zweiten Teil einmal auftritt, jeweils verknüpft mit der Abschiedsformel 'Lebe wohl'. Der 'Abschied' von der Geliebten wird im zweiten Teil des Refrains als Textblocks der Wiederholung zur 'Wiederkehr', als die erzählende Figur aus innerer Überzeugung äußert, die Beziehung mit 'Monika' wiederaufzunehmen. Somit ist hier das Episemem 'Emotion' wirksam.

Es ist so schön, Soldat zu sein

1. Es ist so schön, Soldat zu sein, Rosemarie,
nicht jeder Tag bringt Sonnenschein, Rosemarie,
doch du, du bist mein Talisman, Rosemarie,
du gehst in allem mir voran, Rosemarie!
Soldaten sind Soldaten
in Worten und in Taten,
sie kennen keine Lumperei
und sind nur einem Mädel treu,
vallerie, vallera, valleralala,
Rosemarie!

2. Zwei Jahre sind so schnell dahin, Rosemarie,
und wenn ich wieder bei dir bin, Rosemarie,
dann küß' ich dich und sage dir, Rosemarie,
von nun an, Schatz, gehörst du mir, Rosemarie!
Soldaten sind Soldaten
in Worten und in Taten,
sie kennen keine Lumperei
und sind nur einem Mädel treu,
vallerie, vallera, valleralala,
Rosemarie!

3. In Treue fest auf immerdar, Rosemarie,
geh'n beide wir zum Traualtar, Rosemarie,
und reichen uns zum Bund die Hand, Rosemarie,
in Treue fest fürs Vaterland, Rosemarie!
Soldaten sind Soldaten
in Worten und in Taten,
sie kennen keine Lumperei
und sind nur einem Mädel treu,
vallerie, vallera, valleralala,
Rosemarie!
(esistsos.html)

Wieder begegnet die Partikel 'vallerie' (orthographische Variante mit 'e' am Lexemende) und die Partikel 'vallera'. In der Addition 'valleralala' findet sich die Partikel 'la'. Die aus diesen Formen synthetisierte Anordnung 'vallerie, vallera, valleralala' ist mit der Konstellation des Monika-Liedes nahezu identisch. Auch hier befindet sich die Konstellation im Refrain. Sollte auch hier eine semantische Spaltung symbolisiert sein durch die Partikelfolge, wäre das Gegensatzpaar 'Treue' vs. 'Untreue'. Teil 1 des Kehrreims thematisiert 'Treue' durch das Syntagma 'sie kennen keine Lumperei und sind nur einem Mädel treu'. Teil 2 als oppositioneller Raum 'Untreue' besteht allein aus dem Substantiv 'Rosemarie' (Anredenominativ), womit das betreffende 'Mädel' namentlich genannt wird, dem doch eigentlich die Treue versprochen wurde. Als Ausdruck von Zuneigung (und deren Ironisierung) sind die Interjektionen dieses Kontextes somit durch das Episemem 'Emotion' motiviert.

Maschinen raus!

1. Maschinen raus! Die Klötze weg!
Laßt donnern die Motoren!
Den Kurs Nordwest gen Engelland!
So haben wir's geschworen.
Aufsteigt aus blut'gem Morgenrot
das Löwenkampfgeschwader!
Ein heil'ger Zorn bringt unser Blut
zum Sieden in der Ader.

2. Maschinen raus! Die Klötze weg!
Laßt donnern die Motoren!
Den Kurs Nordwest gen Engelland!
So haben wir's geschworen.
Du zitterst jetzt in wilder Angst,
wir aber woll'n uns freuen,
wenn Schiff auf Schiff zum Grunde sinkt.
Das ist die Spur des Leuen.

3. Maschinen raus! Die Klötze weg!
Laßt donnern die Motoren!
Den Kurs Nordwest gen Engelland!
So haben wir's geschworen.
Und wenn auch Jäger und die Flak
die Kiste uns zerfetzen,
wir werden dich, o Engelland,
doch noch zu Tode hetzen!

4. Maschinen raus! Die Klötze weg!
Laßt donnern die Motoren!
Den Kurs Nordwest gen Engelland!
So haben wir's geschworen.
Aufsteigt aus blut'gem Morgenrot
das Löwenkampfgeschwader!
Ein heil'ger Zorn bringt unser Blut
zum Sieden in der Ader.
(863)

Die einzige Gesprächspartikel dieses Textes erscheint nicht im Kehrreim, sondern ein einziges Mal in Strophe 3. Der Refrain ist dem eigentlichen Strophentext vorangestellt. Die Partikel 'o' stellt einen Bezug zum Kehrreim her, als sie das ihr nachfolgende Lexem 'Engelland' fokussiert. Dieses Lexem ist fester Bestandteil des Kehrreims, als in dem Ausrufesatz "Den Kurs Nordwest gen Engelland!" dazu aufgefordert wird, den Kriegsgegner anzugreifen. Der Ausruf 'o Engelland' ist eingebettet in das Syntagma 'wir werden dich doch noch zu Tode hetzen', mit dem die pluralisierte Ich-Instanz das personifizierte 'Engelland' anspricht. Die vermittelte Entschlossenheit findet in diesem einmaligen, prägnanten Ausruf ihren Ausdruck, begründet durch das Episemem 'Emotion'.

Deutschland, du Land der Treue

1. Deutschland, du Land der Treue.
O, du mein Heimatland!
Dir schwören wir aufs neue
Treue mit Herz und Hand.
Strahlend erstehst du wieder
herrlich nach banger Nacht.
Jubelt, ihr deutschen Brüder,
Deutschland ist neu erwacht.
Hakenkreuzfahnen, schwarz, weiß und rot,
grüßen und mahnen: seid getreu bis zum Tod.
Deutsche, seid Brüder, reicht euch die Hand!
Heil unser'm Führer! Heil dem Vaterland!

2. Heil dir, du deutsche Jugend!
Erben der neuen Zeit.
Übt deutsche Mannestugend,
stellt euch zum Kampf bereit.
Folget dem Ruf der Alten
siegreich und kampferprobt,
dann bleibt das Reich erhalten,
auch wenn der Sturmwind tobt.
Hakenkreuzfahnen, schwarz, weiß und rot,
grüßen und mahnen: seid getreu bis zum Tod.
Deutsche, seid Brüder, reicht euch die Hand!
Heil unser'm Führer! Heil dem Vaterland!

3. Heil euch, ihr deutschen Frauen!
Heil euch mit Herz und Hand.
Kämpfer voll Gottvertrauen
gabt ihr dem Vaterland.
Gläubige, stolze, freie
Frauen sind unser Glück.
Gebt uns die Waffenweihe,
dann gibt es kein Zurück.
Hakenkreuzfahnen, schwarz, weiß und rot,
grüßen und mahnen: seid getreu bis zum Tod.
Deutsche, seid Brüder, reicht euch die Hand!
Heil unser'm Führer! Heil dem Vaterland!
(582/583 u. deutschd.html)

Auch in diesem Kontext erscheint die Partikel 'o' nur ein einziges Mal. Diese Sonderung wird typisch für diese Interjektion, da das einmalige Auftreten nicht nur in dem eben behandelten Kontext zu beobachten ist und in diesem, sondern auch in den noch folgenden zwei weiteren. Der syntagmatische Ort ist wieder nicht der Refrain, und wieder trifft diese Interjektion den Kern der Textaussage. In Strophe 1, Vers 2, fokussiert sie das ihr nachfolgende Syntagma 'du mein Heimatland'. Das über das Pronomen 'du' personifizierte 'Heimatland', das vom pluralisierten Sprecher-Ich 'wir' wie ein Kommunikationspartner angesprochen wird, ist Deutschland. Wieder kommt das Episemem 'Emotion' zum Tragen - nicht durch den Zorn auf das Ausland, sondern durch die Zuneigung zur Heimat.

Gab's darum eine Hermannschlacht

1. Gab's darum eine Hermannschlacht
und all' die Türkenkriege,
daß heute gegen Judenmacht
das Deutschtum unterliege?
Und deshalb auf dem Leipz'ger Feld
die Völkerschlacht geschlagen,
daß wir nun doch aus Judengeld
geschweißte Ketten tragen?

2. O nein, noch steh'n wir fest im Streit
und brauchen nicht zu bitten,
noch gibt es deutsche Ehrlichkeit
und gute deutsche Sitten.
Stürmt Juda auch mit Trug und List,
bei uns gilt Treu' und Glauben,
und was uns lieb und eigen ist,
soll uns kein Jude rauben.

3. Wohl möchten sie die Fremdherrschaft
in unser'm Land errichten,
doch sicherlich wird deutsche Kraft
ihr Lügennetz vernichten.
Ja, wollten sie die halbe Welt
auch gegen uns verketten,
so werden wir trotz Judengeld
das deutsche Volkstum retten.

4. Das deutsche Land dem deutschen Sohn,
nicht jüdischem Gelichter!
Kein Bauer mehr in Judas Fron
und freie deutsche Richter!
Zum Schutz und Trutz steh'n wir vereint
und fordern uns're Rechte,
wir wollen freie Deutsche sein
und keine Judasknechte.
(473 u. gabsdaru.html)

Wirklich deutlich präsentiert sich die Form 'o' in diesem Lied als Partikel des Dialogs. Das Gespräch vollzieht sich hier nicht zwischen der Erzählinstanz als einer diegetischen Figur und einer anderen Person aus der Textwelt, sondern als gedankliche Reflexion des pluralisierten Sprechers 'wir'. In Strophe 1 wird in zwei Interrogativsätzen die Frage formuliert, ob diverse kriegerische Erfolge in der Geschichte vergebens waren, weil nun ein Gegner 'Judenmacht' die Sprecher im eigenen Land unterdrückt. In Strophe 2 wird durch die Kombination 'o nein' aus Interjektion und Negationswort Antwort gegeben, wobei sämtlicher nachfolgende Text die Entschlossenheit des Sprechers zur Gegenwehr thematisiert, fokussiert durch die Partikel 'o'. Demnach ist auch hier als Episemem die 'Emotion' wirksam.

Warum stehst du noch fern uns als deutscher Mann

1. Warum stehst du noch fern uns als deutscher Mann
und liegst noch in Betten und Federn?
Wenn die braunen Kolonnen brausen heran,
die Stürme auf eisernen Rädern!
O bleib' nicht zurück, wir rufen dich ja
zu uns in die schwarz-braune Motor-SA.!

2. Wir sind der braunen Armee starker Halt,
wir Reiter auf knatternden Pferden!
Wir führen zum Sieg euch, wir reiten den Tod,
wir fahren die Freiheit auf Erden!
Wenn wir nicht wären, wo ständet ihr da!
ihr, ohne eure schwarz-braune Motor-SA.?

3. Nicht klingendes Spiel am heiteren Tag,
nicht Standarten und flatternde Fahnen
kennt der Fahrer, wenn einst der Führer
ihn ruft zum Dienst auf verwegenen Bahnen!
Getarnt und verdreckt, gehetzt, aber da!
ist der Melder der schwarz-braunen Motor-SA.!

4. Aufklärer, voran! Die Spitze kommt nach!
Darauf folgt denn Wagen auf Wagen!
Bei Regen und Sturm, in finsterer Nacht,
trotz lauernder Meute im Graben!
Der Furcht so fern und dem Tode so nah
sind wir Staffeln der schwarz-braunen Motor-SA.!

5. Heil! Zeiten wie einst, als Körner und Jahn
die Ahnen zu Taten begeistert!
Jetzt! Gashebel auf! Mit Vollgas voran!
Die Rosse der Technik gemeistert!
Der Tag ist nicht fern, wir zwingen ihn ja!
Wir, des Führers schwarz-braune Motor-SA.!

6. Wenn die Pfeife verstummt, der Fahrer springt ab,
still stehen dann die Maschinen.
Dann wollen wir Sieger der Stirn und der Faust
dem Führer Groß-Deutschlands nur dienen!
Die Hand her, ihr Brüder, wie sind wir uns nah!
Wir sind von der schwarz-braunen Motor-SA.!
(534)

In Strophe 1, Vers 5, fokussiert die Interjektion 'o' die Aufforderung, 'nicht zurückzubleiben', sowie das sich daran anschließende Syntagma 'wir rufen dich ja'. Das pluralisierte Sprecher-Ich 'wir' wendet sich an eine diegetische Figur, die durch 'dich' repräsentiert wird. Die Ich-Instanz wirbt um den Kommunikationspartner, der Mitglied der SA werden soll. Geworben wird allerdings nicht mit Annehmlichkeiten, sondern mit dem 'Dienst' als Aufgabe bzw. Lebenszweck. Der Angesprochene wird als Individuum ohne Perspektive thematisiert, das sein Leben 'in Betten und Federn' verschläft. Der diegetische Erzähler gibt einen Eindruck vom Leben als SA-Mann, das einerseits Anstrengungen birgt (Strophe 3: 'gehetzt ist der Melder'), andererseits aber Erfolg als 'Sieg' (Strophe 2) einbringt. Mit der neuen Lebensqualität wird die Persönlichkeit des Individuums aufgewertet, was im Text grammatisch evident wird: Zu Textbeginn (Strophe 1) erscheint die durch das Sprecher-Ich angesprochene Figur als Personalpronomen in der 2. Pers. Sg. 'du', 'dich', am Schluss (Strophe 6) begegnet sie pluralisiert als Personalpronomen 'ihr' im Syntagma 'ihr Brüder' und als Personalpronomen 'wir' bzw. Reflexivpronomen 'uns' in der 1. Pers. im Syntagma 'wie sind wir uns nah', wodurch die Einheit von 'Sprecher' vs. 'Angesprochener' auf grammatischer Ebene hergestellt wird. Diese Modifikation des Numerus zeigt sich schon in Strophe 2, u. a. im Syntagma 'wir führen zum Sieg euch', wo der Plural des Personalpronomens 'euch' die Vielzahl der Individuen vertritt, die in der Gemeinschaft der SA neuen Lebenssinn finden sollen. Da die Partikel 'o' im Rahmen einer Aufforderung erscheint, die von einer inneren Überzeugung des Sprecher-Ichs herrührt, liegt diese Interjektion auch hier im Episemem 'Emotion' begründet.

Ganz einsam und verlassen

1. Ganz einsam und verlassen an einer Felsenwand,
stolz unter blauem Himmel ein kleines Blümlein stand.
Ich konnt' nicht widerstehen, ich brach das Blümelein,
und schenkte es dem schönsten, herzliebsten Mägdelein.
Es war ein Edelweiß, ein kleines Edelweiß
Holla hidi, hollala, hollahi, diho!
Es war ein Edelweiß, ein kleines Edelweiß
Holla hidi, hollala, hollahi, diho!

2. Sie trägt es treu in Ehren an ihrem Sonntagskleid.
Sie weiß, daß dieses Sternlein ein Männerherz erfreut.
Sie trägt es mir zuliebe, und ich bin stolz darauf,
denn diese zarte Blume schloß einst zwei Herzen auf.
Es war ein Edelweiß, ein kleines Edelweiß
Holla hidi, hollala, hollahi, diho!
Es war ein Edelweiß, ein kleines Edelweiß
Holla hidi, hollala, hollahi, diho!

3. So einsam und verlassen, wie dieses Blümlein stand,
so standen wir im Leben, bis Herz zu Herz sich fand.
Ein Leben voller Liebe und Glück und Sonnenschein
hat uns gebracht das kleine einsame Blümelein.
Es war ein Edelweiß, ein kleines Edelweiß
Holla hidi, hollala, hollahi, diho!
Es war ein Edelweiß, ein kleines Edelweiß
Holla hidi, hollala, hollahi, diho!
(ganzeins.html)

Nicht nur weil die Konstellation 'Holla hidi, hollala, hollahi, diho!' das Jodeln als spezielle Gesangsweise in Erinnerung ruft, ist diese Partikelfolge dem Episemem 'Emotion' zuordenbar. Der Sprecher schildert in Strophe 1, wie er im Gebirge ('Felsenwand') eine Blume der Sorte 'Edelweiß' abpflückt und seiner Auserwählten als Geschenk überreicht. Die als 'einsam' thematisierte Blume steht im Gegensatz zum 'Glück' des Ich-Erzählers, das durch die Pflanze zustande kommt ('diese Blume schloß zwei Herzen auf'). Im Refrain begegnet zusammen mit der Konstellation statt eines Frauennamens (vgl. 'Dorothee', 'Monika', 'Rosemarie') das Lexem 'Edelweiß'. Der ironische Effekt dieser Substitution wird hier durch die Interjektionen gestützt, die auch in anderen Kontexten in dieser Weise funktionalisiert wurden.

Stolz marschieren wir zu drei'n

1. Stolz marschieren wir zu drei'n,
geradeaus in langen Reih'n,
frisch und froh mit Sang und Klang,
die ganze Kompanie.
Wenn's Feinslieb am Fenster steht,
mit dem Taschentüchlein weht,
das macht Laune, und da lacht
die ganze Kompanie.
Hussasa, tirallala, die ganze Kompanie, ach ja!
Hussasa, tirallala, die ganze Kompanie!

2. Mädel, suchst du einen Mann:
schau dir die Soldaten an!
Einer ist bestimmt für dich
in meiner Kompanie!
Fang' am rechten Flügel an,
prüfe bis zum letzten Mann,
und dann sagst du: "Mir gefällt
die ganze Kompanie!"
Hussasa, tirallala, die ganze Kompanie, ach ja!
Hussasa, tirallala, die ganze Kompanie!

3. Ruft der Führer uns zur Wehr
für des Vaterlandes Ehr',
steht zur Fahne wie ein Mann
die ganze Kompanie.
Deutsch ist das Soldatenblut,
deutsch das Herz und deutsch der Mut,
wie aus Stahl und Eisen steht
die ganze Kompanie!
Hussasa, tirallala, die ganze Kompanie, ach ja!
Hussasa, tirallala, die ganze Kompanie!
(622 u. stolzmar.html)

Nur in Strophe 2 wird die Erzählinstanz nicht pluralisiert dargestellt, sondern tritt über das Poss.-Pronomen 'meiner' im Singular hervor ('in meiner Kompanie'), wodurch sich der Sprecher auf Augenhöhe begibt mit der ebenfalls im Singular dargestellten Frau (Anredenominativ 'Mädel', Pronomen 'du', 'dir', 'dich'). Erstaunlich ist, dass der Sprecher nicht seine Person in den Vordergrund stellt in dem Gespräch, sondern der Frau sämtliche Mitglieder der Soldatenkompanie nahebringen möchte. Diese Bemühungen gipfeln in dem als wörtliche Rede markierten Ausrufesatz "'Mir gefällt die ganze Kompanie!'", der keine Äußerung des Mädchens ist, diesem aber als eigene suggeriert wird oder in den Mund gelegt wird durch das Syntagma 'und dann sagst du'. Dieser vermeintliche Ausspruch des Mädchens transportiert eine gewisse Ironie, die sich im Refrain aus dem Syntagma 'die ganze Kompanie' und den Interjektionen 'hussasa', 'tirallala', 'ach (ja)' niederschlägt. Diese Partikeln sind Ausdruck dieser Ironie als innerer Haltung und damit dem Episemem 'Emotion' zuordenbar.

Der Tod

1. Der Tod reit' auf einem kohlschwarzen Rappen,
er hat eine undurchsichtige Kappen.
Wenn Landsknecht' in das Feld marschieren,
läßt er sein Roß daneben galoppieren.
Flandern in Not!
In Flandern reitet der Tod!
In Flandern reitet der Tod!

2. Der Tod reit' auf einem lichten Schimmel,
schön wie ein Cherubin vom Himmel.
Wenn Mädchen ihren Reigen tanzen,
will er mit ihnen im Tanze gleiten.
Falalala, falalala.
Falalala, falalala.

3. Der Tod kann auch die Trommel rühren,
du kannst den Wirbel im Herzen spüren.
Er trommelt lang, er trommelt laut,
er schlägt auf eine Totenhaut.
Flandern in Not!
In Flandern reitet der Tod!
In Flandern reitet der Tod!

4. Als er den ersten Wirbel geschlagen,
da hat's das Blut vom Herzen getragen.
Als er den zweiten Wirbel schlug,
den Landsknecht man zu Grabe trug.
Flandern in Not!
In Flandern reitet der Tod!
In Flandern reitet der Tod!

5. Der dritte Wirbel ist so lang gegangen,
bis der Landsknecht von Gott sein' Segen empfangen.
Der dritte Wirbel ist leis' und lind,
als wiegt' eine Mutter in Schlaf ihr Kind.
Flandern in Not!
In Flandern reitet der Tod!
In Flandern reitet der Tod!

6. Der Tod kann Rappen und Schimmel reiten,
der Tod kann lächelnd im Tanze schreiten.
Er trommelt laut, er trommelt fein:
Gestorben, gestorben, gestorben muß sein.
Flandern in Not!
In Flandern reitet der Tod!
In Flandern reitet der Tod!
(dertodre.html)

Auf einem schwarzen Pferd ('kohlschwarzer Rappe') reitend agiert die diegetische Todesfigur im Krieg, als der Text beginnt. In Strophe 2 ist ein 'Tanz' beschrieben, durch welchen der Tod junge Frauen in das Jenseits überführt. Hier ist seine Erscheinung im Unterschied zu Strophe 1 durch Helligkeit konnotiert, sein Pferd ist weiß ('lichter Schimmel'). Die nur in dieser Strophe auftretende Interjektion 'falalala' könnte hier als Kontraktion von Konstellationen wie 'Valleri, vallera, vallera la la la la' oder 'vallerie, vallera, valleralala' verstanden werden, letztere transportierte im Rosemarie-Lied ironische Untertöne. Zwar wird ein Gespräch zwischen dem Tod und seiner bzw. seinen Auserwählten nicht thematisiert, jedoch könnte gemeinsames Tanzen als eine besondere Form des Dialogs gelten. Die Tatsache, dass der Tod sich auf das Zusammentreffen mit den Frauen vorbereitet hat und mit einem ausgewählt edlen Pferd ('schön wie ein Cherubin') auftritt, rückt den Tod in die Nähe eines Kavaliers oder Brautwerbers. Seine Zuneigung und deren Ironisierung angesichts des im wahrsten Sinne des Wortes tödlichen Ausgangs finden in der Interjektion 'falalala' ihren Ausdruck, wodurch auch hier das Episemem 'Emotion' angesetzt werden kann.

Hört ihr es grollen

1. Hört ihr es grollen durch Straßen und Gassen,
seht ihr die Männer die Sturmfahnen fassen,
hört ihr den klirrenden, gellenden Ton?
Revolution! Revolution!
Und wir recken zum Himmel die Hand,
und es gellt als ein Schwur durch das Land
unser Schrei: Wir tragen Hunger und Schmerzen,
die hemmen nicht unser'n Schritt.
Wir tragen in hämmernden Herzen
den Glauben an Deutschland mit!

2. Hier uns're Leiber, hier unser Leben,
alles für Deutschland zum Opfer zu geben;
Freiheit und Ehre der einzige Lohn!
Revolution! Revolution!
Und wir recken zum Himmel die Hand,
und es gellt als ein Schwur durch das Land
unser Schrei: Wir tragen Hunger und Schmerzen,
die hemmen nicht unser'n Schritt.
Wir tragen in hämmernden Herzen
den Glauben an Deutschland mit!

3. Heißa, die Mauern, die Ketten zerspringen,
Brüder, wir werden die Freiheit erzwingen,
ferne da leuchtet der Morgen uns schon!
Revolution! Revolution!
Und wir recken zum Himmel die Hand,
und es gellt als ein Schwur durch das Land
unser Schrei: Wir tragen Hunger und Schmerzen,
die hemmen nicht unser'n Schritt.
Wir tragen in hämmernden Herzen
den Glauben an Deutschland mit!
(486)

Stellt sich die 'Revolution' im Refrain als mühevoll dar ('wir tragen Hunger und Schmerzen'), als geräuschvoll in Strophe 1 ('hört ihr es grollen durch Straßen und Gassen', 'hört ihr den klirrenden, gellenden Ton') und in Strophe 2 als uneigennützig ('Freiheit und Ehre der einzige Lohn'), formuliert Strophe 3 den Erfolg des politischen Kampfes im Syntagma 'die Mauern, die Ketten zerspringen'. Diesem Syntagma vorangestellt ist die einzige Interjektion des Textes 'heißa', die ähnlich wie 'hurra' im Deutschen konventionalisiert ist als Ausdruck innerer Freude. Wirksam ist somit auch hier das Episemem 'Emotion'.

Nun sind die Kontexte sämtlicher Interjektionen des Corpus in Bezug auf die Episememe analysiert worden, wodurch auch ein Eindruck von der thematischen Beschaffenheit der NS-Lieder|13| gegeben werden konnte.

Da die Interjektionen grammatisch nicht bedeutungslos sind, war die Vorstellung dieser Wörter als von Episememen abhängige Elemente möglich.

Es hat sich gezeigt, dass alle Interjektionen des Corpus vom Episemem 'Emotion' bestimmt wurden (Partikel 'hoiho' eventuell auch durch das Episemem 'Reproduktion'), d. h. funktionalisiert waren als Ausdrücke zur Darstellung persönlicher Empfindungen.

Nun sollen aus den Ergebnissen die Tagmeme abgeleitet werden:

Da die Interjektionen aus dem syntaktischen Rahmen fallen, d. h. eher neben dem Syntagma stehen als innerhalb, kann auch kein Tagmem der Ordnung für diese Taxeme bestimmt werden.

Das Tagmem der Modulation könnte für Ausrufe von Belang sein bei Kombinationen aus Partikel und lexikalischem Ausdruck wie z. B. 'o Dorothee' vs. 'o Engelland' (hier modifiziert die Tonhöhe die Qualität des Episemems 'Emotion').

Das Tagmem der phonetischen Modifikation würde für die Partikel 'falalala' anzusetzen sein, die als Kontraktion einer anderen Partikelfolge ironisierenden Sinn hervorrief.

Am besten lässt sich aber das Tagmem der Selektion als syntaktisch verantwortlich für das Episemem 'Emotion' darlegen. Durch lexikalische Elemente gebildeter Text benötigt für Grammatikalität keine Partikeln der Interjektion. Das Vorhandensein einer Interjektion im Syntagma ist fakultativ. Entscheidet der Sprecher sich für derartige Partikeln, markiert er Äußerungen als Produkte seiner Individualität.

2.5.4 Die Adverbien [nach oben]

Die syntaktische Uneingebundenheit der Interjektionen erforderte die Betrachtung der Kontexte. Zur Bestimmung der grammatischen Bedeutung der Adverbien ist dies nicht nötig, da diese Unflektierbaren über eine grammatische Funktion verfügen und anhand dieser analysiert werden können.

Der grammatische Ausdruck Adverb ... meint seinem Wortsinn nach ... 'Nebenwort' oder 'Beiwort' ... In einem engeren Sinne wird es ... verstanden als 'Beiwort zum Verb' oder ... 'Umstandswort'. Die Bezeichnungen 'Beiwort' und 'Nebenwort' versuchen eine syntaktische Bestimmung, während 'Umstandswort' eine inhaltliche Deutung gibt. (DUDENREDAKTION, 1998, 361)

Die Analyse der Präpositionen und Konjunktionen als Wörter mit ebenfalls grammatischer Funktion soll zur Bestimmung der grammatischen Bedeutung der Adverbien genutzt werden. Dies geschieht anhand der häufigsten Adverbien des Corpus:

 
Adverbien
so 58
voran 42
da 41
vorwärts 35
dann 29
ran 26
heut(e) 18
immer 16
entgegen 15
wohl 14
empor 11
hinein 11
wo 11
bald 11
d(a)rum 10
einst 10
hier 10
stets 10
 

Zunächst werden diese Wörter gemäß ihrer Wortart Funktionsbereichen zugeordnet. Hierbei ergeben sich vier Bereiche:

  1. Lokalität: 'voran', 'da' (im Korpus niemals kausal), 'vorwärts', 'ran', 'entgegen' (Verbzusatz, im Korpus niemals Präp.), 'empor', 'hinein', 'wo', 'hier'
  2. Tempus: 'dann', 'heut(e)', 'immer', 'bald', 'einst', 'stets'
  3. Modalität: 'so', 'wohl'
  4. Kausalität: 'd(a)rum'

Diese Bereiche grammatischer Funktion werden nun in die entsprechenden Bereiche grammatischer Bedeutung übertragen:

Zeitlichkeit wurde in der Besprechung der Konjunktionen 'als' und 'wie' vorgestellt als Erfahrungsbereich, der auch über das Begriffsinventar der Räumlichkeit beschrieben werden kann (s. 2.5.2). Das heißt, dass die Funktionsbereiche 'Lokalität' und 'Tempus' in Bezug auf ihre grammatische Bedeutung zusammenfallen.

Das Episemem 'Relation' fasste die Konjunktionen aus den Bereichen 'Tempus' und 'Modalität' zusammen aufgrund ihrer Eigenschaft, Verhältnisse oder Beziehungen auszudrücken. Diese Übereinstimmung betrifft auch die 'Lokalität' aufgrund ihrer Vergleichbarkeit zum 'Tempus'.

'Kausalität' dient auf logischer Basis ebenfalls der Darstellung von Verhältnissen.

Somit liegt die grammatische Bedeutung aller vier Funktionsbereiche der häufigsten Adverbien im Episemem 'Relation' begründet.

Das Vorkommen der untersuchten Präpositionen wurde in Bezug auf die Rektion durch das Tagmem der Selektion bzw. Ordnung 'Dativ' vs. 'Akkusativ' dargestellt und damit dem Episemem 'statisch' vs. 'dynamisch' zugeordnet (s. 2.5.1). Über dieses Episemem kann auch eine Einteilung der Adverbien als Polarisierung erfolgen, wodurch das Episemem 'Relation' in die Komplemente 'statisch' vs. 'dynamisch' zerfällt.

Das nahezu ausgeglichene zahlenmäßige Verhältnis von 'Dativ' (54 %) vs. 'Akkusativ' (46 %) in der Rektion der Präpositionen bedeutet die Symmetrie im Episemem 'statisch' vs. 'dynamisch', welche sich auch in der Verteilung der Adverbien widerspiegelt:

 
Die Adverbien im Episemem
'statisch' vs. 'dynamisch'
so 58 voran 42
da 41 vorwärts 35
dann 29 ran 26
heut(e) 18 immer 16
wohl 14 entgegen 15
wo 11 empor 11
bald 11 hinein 11
einst 10 d(a)rum 10
hier 10 stets 10
54 % 202 46 % 176
 

'Statische' Bedeutung liegt Zuständen, 'dynamische' Bedeutung Vorgängen zugrunde. Auffällig ist, dass die aufgeführten Adverbien nicht auf die komplementäre Bedeutung beschränkt sind, der sie aktuell zugeordnet wurden. Jedes Adverb kann sowohl 'statisch' als auch 'dynamisch' betrachtet werden und eine dementsprechende Bedeutung tragen. In diesem Fall wäre das Episemem 'statisch' vs. 'dynamisch' als Zuordnungskategorie allerdings nicht ungeeignet: Es zeigt sich vielmehr die Ambivalenz der grammatischen Bedeutung der Adverbien.

Möglich wird die ambivalente grammatische Bedeutung durch die Symmetrie in der 'Relation': 'Statische' Adverbien vs. 'dynamische' Adverbien halten sich immer die Waage, so dass es nicht relevant ist, welche Formen es sind, die sich auf die komplementären Bedeutungen verteilen. Da das Verhältnis jedoch nur nahezu ausgeglichen ist, wird es Formen geben, die ihre Bedeutung sozusagen nicht wechseln können und dementsprechend über keine ambivalente, aber eine eindeutige grammatische Bedeutung verfügen.

2.6 semantisch vs. subsemantisch [nach oben]

Als Taxeme stehen Wörter in Wechselwirkung mit Tagmemen und Episememen, wodurch sich die grammatische Bedeutung abzeichnet als Bedeutung der grammatischen Funktion. Bei Präpositionen, Konjunktionen und Partikeln ist es möglich, die grammatische Bedeutung eindeutig zu bestimmen, wenn die grammatische Funktion bekannt ist. Die ambivalente grammatische Bedeutung der Adverbien bleibt hingegen auch dann ambivalent, wenn der Funktionsbereich bekannt ist. Dies ist mit der semantischen Bedeutung zu erklären, die innerhalb der Unflektierbaren nur die Adverbien besitzen.

Da Verben, Substantive und Adjektive vor allem sowie Artikel und Pronomen unter anderem durch die 'semantische' Bedeutung gekennzeichnet sind als die Flektierbaren und weniger durch eine grammatische Funktion, soll der Begriff der 'subsemantischen' Bedeutung eingeführt werden, die analog zur grammatischen Bedeutung der unflektierbaren Wörter die grammatische Bedeutung der flektierbaren Wörter repräsentiert.

2.7 Die Wortfeldtheorie [nach oben]

Die Wortfeldtheorie strukturiert den Wortschatz nach sowohl der semantischen als auch der subsemantischen Bedeutung der Wörter.

Die Art, in der das alphabetische Wörterbuch den Wortschatz einer Sprache vorstellt, wird auf der inhaltbezogenen Stufe fortgeführt als Übersicht über den Wortschatz nach seinen inhaltlichen Einheiten, und das methodische Hauptmittel zu diesem Ziel ist die Lehre von den Wortfeldern. (WEISGERBER, 1962, 208)

Wie das Alphabet den Wortschatz nach alphabetischen Kriterien ordnet, sollen Wortfelder den Wortschatz nach Bedeutungen ordnen. Beiden Ordnungsmustern ist gemeinsam, dass die Wörter paradigmatisch angeordnet werden und aufgrund dieser Übersichtlichkeit das System vorstellen, aus dem die Syntagmen hervorgehen.

Insgesamt kann also keine Rede davon sein, daß dem Menschen ein 'catalogus mundi', ein Sachinventar der Welt, verfügbar wäre, auf das er nur einfach seine sprachlichen Bezeichnungen anzuwenden brauchte ... Vielmehr ist gerade das sprachliche Erschließen der Welt ein Hauptweg zur Einsicht in den 'Sachgehalt' der Welt. Und so werden wir von den Sachen wieder an den Geist zurückverwiesen und damit von der Bezeichnungslehre an die inhaltbezogene Wortlehre. (WEISGERBER, 1962, 132)

Die zu bezeichnenden Dinge enthalten keine entsprechenden Bezeichnungen, die Bezeichnungen müssen vielmehr die zu bezeichnenden Dinge enthalten, d. h. gefunden werden.

[D]as Sprachliche wird als Lautform = Bezeichnung gesehen und nun in unmittelbare Verbindung mit den 'Sachen' gebracht; darüber wird der grundsätzliche Unterschied zwischen 'Sachen' und 'geistigen Gegenständen' verwischt, es verschwindet die entscheidende Schicht der Sprachinhalte, in der erst 'Lautform' = Bezeichnung und 'Sache' einander treffen können. (WEISGERBER, 1962, 130)

Da die zu bezeichnenden Dinge keine Bezeichnungen enthalten, können mit Bezeichnungen keine Aussagen über die zu bezeichnenden Dinge gemacht werden, sondern nur über die bezeichneten Dinge. Die Leistung von Sprache ist es, die zu bezeichnenden Dinge mittels der bezeichneten Dinge als 'Sprachinhalte' der Bezeichnungen darzustellen.

Zu ... menschlicher Selbstbesinnung gehört die Einsicht, daß die 'Welt', in der wir uns körperlich bewegen ... [und] in der wir geistig leben, ... mancherlei Formung und Umgestaltung erfahren [muß], um für uns und in uns ein bewußtes Sein zu gewinnen. Diese Umgestaltung ist das Werk der menschlichen Körper- und Geisteskräfte. (WEISGERBER, 1962, 38)

'Umgestaltung der Welt' wäre der Versuch, mit Sprache Zusammenhänge darzustellen. Die Wortfeldtheorie ist der Versuch, Bedeutungszusammenhänge darzustellen.

'Wie kann ich es einem Wortschatz ansehen, welche Wortfelder er umfaßt?' ... Wortfelder gewinnen ihre Wirkung aus dem Grundgesetz der Gliederung, das ... den Gedanken der Ganzheit zur Bedingung hat. Inhaltbezogenes Mühen um die Wortfelder hat also zur Voraussetzung den Überblick über das Ganze, innerhalb dessen die Funktion der einzelnen Glieder festgestellt werden soll. (WEISGERBER, 1962, 196)

Die 'Funktion' der Wörter kann als deren Subsemantik relativ schnell herausgestellt werden. Während sich die semantische Bedeutung als Wortbedeutung in einzelnen Wörtern manifestiert, betrifft die subsemantische Bedeutung immer Wortarten. Die Semantik der Wortfelder und auch des Wortschatzes kann somit aus der 'Funktion' der Wörter abgeleitet werden.

'[W]elche Kriterien lassen uns das Wortgut umgrenzen, das zum Aufbau eines Feldes zusammenwirkt?' ... [W]elches Sprachgut steht denn tatsächlich im Zusammenhang eines Feldes? (WEISGERBER, 1962, 196/197)

Die Wortfelder sind die subsemantischen Zusammenhänge, die Wörter in Wortarten zusammenfassen und auch semantische Zusammenhänge sind.

2.8 Die Flektierbaren
2.8.1 Die Verben [nach oben]

Als flektierbare Wortart verändern Verben im syntagmatischen Zusammenhang ihre morphologische Form. Ein verbales Lexem wird über den Infinitiv dargestellt, so auch die häufigsten Verben mit mehr als 30 Erscheinungen im Corpus:

 
Verben Ü-30
sein 272
werden 56
haben 53
marschieren 44
stehen 36
fliegen 33
geben 33
schlagen 32
fallen 31
ziehen 31
hören 30
 

Mit deutlichem Abstand ist das Lexem 'sein' das häufigste Verb des Corpus. Es ist mit 12 unterschiedlichen Formen vertreten, die insgesamt 272-mal vorkommen:

 
bin   11
bist 2
ist 96
ist's 5
sei 3
seid 9
sein 33
sind 101
war 8
wär' 2
wären  
war's  
 

Jede Form ist durch die morphosyntaktische Funktion geprägt, die sie im Syntagma erfüllt. Die jeweils vermittelten grammatischen Informationen (verbale Kategorien Person, Numerus, Tempus, Modus) finden ihren Niederschlag in jeder spezifischen Form. Die subsemantische Bedeutung eines verbalen Lexems ist demnach ambivalent.

Die Ambivalenz der subsemantischen Bedeutung der Verben und aller anderen Flektierbaren entspricht der Vielfalt der morphologischen Formen des flektierbaren Lexems. Da die vielfältigen Formen mittels einer einzigen Form als Lexem repräsentiert werden, ist auch die ambivalente subsemantische Bedeutung des Lexems in dieser Form repräsentiert.

Die ambivalente subsemantische Bedeutung der Verben kann durch das Episemem 'statisch' vs. 'dynamisch' dargestellt werden, hier anhand der häufigsten Verben I (Ü-30):

 
Die Verben I im Episemem
'statisch' vs. 'dynamisch'
sein 272 werden 56
haben 53 marschieren 44
stehen 36 fliegen 33
hören 30 geben 33
    schlagen 32
    fallen 31
    ziehen 31
60 % 391 40 % 260
 

Die festgestellte leichte Dominanz der 'statischen' komplementären Bedeutung (vgl. 2.5.1/2.5.4) setzt sich im Verhältnis der 'statischen' Verben I (60 %) vs. 'dynamischen' Verben I (40 %) akzentuiert fort.

 
Verben U-30
lassen 26
wollen 26
rufen 24
tragen 24
müssen 23
kämpfen 21
sollen 18
gehen 17
stürmen 16
reiten 15
wehen 15
fahren 14
halten 14
kommen 14
donnern 13
führen 13
singen 13
schwören 12
können 12
leben 12
vereinen 12
fürchten 11
liegen 11
stürzen 11
befehlen 10
blitzen 10
brechen 10
denken 10
klingen 10
steigen 10
 

Auch diese Verben II (U-30) können entsprechend ihrer ambivalenten subsemantischen Bedeutung dem Episemem 'statisch' vs. 'dynamisch' zugeordnet werden:

 
Die Verben II im Episemem
'statisch' vs. 'dynamisch'
lassen 26 rufen 24
wollen 26 kämpfen 21
tragen 24 gehen 17
müssen 23 stürmen 16
sollen 18 reiten 15
halten 14 wehen 15
können 12 fahren 14
leben 12 kommen 14
fürchten 11 donnern 13
liegen 11 führen 13
denken 10 singen 13
klingen 10 schwören 12
    vereinen 12
    stürzen 11
    befehlen 10
    blitzen 10
    brechen 10
    steigen 10
44 % 197 56 % 250
 

Im Verhältnis der 'statischen' Verben II (44 %) vs. 'dynamischen' Verben II (56 %) überwiegt die 'dynamische' komplementäre Bedeutung.

Im Unterschied dazu überwiegt die 'statische' komplementäre Bedeutung im Verhältnis der 'statischen' Verben I und II (52 %) vs. 'dynamischen' Verben I und II (48 %), wodurch die Symmetrie des Episemems 'statisch' vs. 'dynamisch' im morphosyntaktischen Inventar des NS-Liedgutes widergespiegelt wird.

Der Unterschied im Verhältnis der ambivalenten subsemantischen Bedeutung der Verben I vs. Verben II ist durch das hohe Aufkommen des Lexems 'sein' zu erklären, das in periphrastischen oder zusammengesetzten Verbformen neben 'haben' und 'werden' Teil des Prädikates ist und von daher außerordentlich häufig auftritt. Es wird zwar den Verben I zugerechnet aufgrund seiner Häufigkeit, ist aber im syntagmatischen Zusammenhang sicherlich auch an Formen der Verben II gekoppelt.

Diese mittels der subsemantischen komplementären Bedeutungen 'statisch' vs. 'dynamisch' rekonstruierten Wortfelder könnten nun auch semantisch interpretiert werden, was in der Analyse des morphosyntaktischen Potenzials jedoch nicht erfolgen soll.

2.8.2 Die Substantive [nach oben]

Im Corpus sind die Substantive mit 3307 Erscheinungen nicht nur die dominierende Wortart der Flektierbaren, sondern der Wörtergesamtheit überhaupt. Hier zunächst die häufigsten Substantive mit mehr als 30 Erscheinungen:

 
Substantive Ü-30
Kamerad 81
Feind 62
Mann 60
Führer 59
Tod 55
Eng(e[l])land 47
Fahne 47
Sieg 40
Deutschland 39
Herz 39
Heil 36
Motor 35
See 33
Hand 32
Welt 32
Freiheit 31
Hitler 31
 

Die Grundform ist Nom. Sg. Die flektierten Formen enthalten grammatische Informationen zu Numerus und Kasus des Lexems. Das Genus als dritte substantivische Kategorie setzt das Substantiv nicht in morphosyntaktische Formen um (Genusmarkierung durch Wortbildungssuffixe ist rein morphologisch), dies übernehmen die Artikel (vgl. 2.8.4).

 
Substantive U-30
Land 29
Stuka 29
Soldat 27
Volk 27
Kampf 25
Meer 25
Heimat 23
Jugend 22
Nacht 22
Tag 22
Zeit 21
Bomben 20
Himmel 20
Blut 19
Fallschirmjäger 19
Panzergrenadier 19
Flandern 18
Maschine 18
Sturm 18
Treue 18
Ziel 18
SA 17
 

Ein Unterscheidungskriterium der Substantive ergibt sich aus den Bedeutungsgruppen 'Konkreta' (Gegenstandswörter) vs. 'Abstrakta' (Begriffswörter). Im Episemem 'statisch' vs. 'dynamisch' verteilen sich die häufigsten Substantive des Corpus folgendermaßen:

 
Die Substantive I und II im Episemem
'statisch' vs. 'dynamisch'
Kamerad 81 Tod 55
Feind 62 Sieg 40
Mann 60 Heil 36
Führer 59 Welt 32
Eng(e[l])land 47 Freiheit 31
Fahne 47 Kampf 25
Deutschland 39 Heimat 23
Herz 39 Jugend 22
Motor 35 Nacht 22
See 33 Tag 22
Hand 32 Zeit 21
Hitler 31 Treue 18
Land 29 Ziel 18
Stuka 29    
Soldat 27    
Volk 27    
Meer 25    
Bomben 20    
Himmel 20    
Blut 19    
Fallschirmjäger 19    
Panzergrenadier 19    
Flandern 18    
Maschine 18    
Sturm 18    
SA 17    
70 % 870 30 % 365
 

Die Gegenstandswörter bezeichnen Gegenstände oder konkrete Dinge, die subsemantische Bedeutung ist 'statisch'. Die Begriffswörter bezeichnen Begriffe oder abstrakte Dinge, die subsemantische Bedeutung ist 'dynamisch'. Die 'statischen' Substantive (70 %) überwiegen eindeutig gegenüber den 'dynamischen' Substantiven (30 %). Die Ambivalenz der subsemantischen Bedeutung stellt sich hier als asymmetrisches Verhältnis der komplementären Bedeutungen dar. Dies erklärt sich aus dem Umstand, dass 'dynamische' Substantive auf semantischer Bedeutungsebene als Abstrakta festgelegt sind: Begriffe wie 'Tod' oder 'Sieg' werden kaum als Konkreta auftreten können. Im Gegensatz hierzu sind 'statische' Substantive durchaus in der Lage, komplementäre 'dynamische' Bedeutung anzunehmen: Das Lexem 'Herz' wird im Text sogar vor allem in der übertragenen Bedeutung gebraucht. Zudem gibt es Substantive, die gleichermaßen 'statisch' vs. 'dynamisch' sind: Dazu gehört das Lexem 'Jugend', das im Text allerdings vorwiegend 'statisch' verwendet wird.

Das asymmetrische Verhältnis der subsemantischen komplementären Bedeutungen der Substantive stellt die Symmetrie des entsprechenden Episemems 'statisch' vs. 'dynamisch' nicht infrage. Vielmehr zeigt sich hier eine Besonderheit des morphosyntaktischen Potenzials, die ihren semantischen Niederschlag im NS-Liedgut finden wird. Der Grund hierfür wäre in einem asymmetrischen Wortfeld zu suchen.

2.8.3 Die Adjektive [nach oben]

Mit den Adjektiven werden ... Eigenschaften und Merkmale benannt. Der Sprecher gibt mit ihnen an, wie jemand oder etwas ist, wie etwas vor sich geht oder geschieht. (DUDENREDAKTION, 1998, 86)

Hier die häufigsten Adjektive des Corpus:

 
Adjektive
deutsch 58
hoch 27
klein 26
ganz 25
stolz 23
frei 22
bereit 21
treu 20
grau 17
weit 17
neu 16
rot 16
letzt 15
schwarz 15
jung 14
lang 14
weiß 13
hell 12
heiß 11
schön 11
stark 11
fern 10
 

Die Besonderheit der Adjektive ist ein explizit kommunikativer Zweck: Der Sprecher bringt durch sie eine persönliche Sichtweise auf die Dinge zum Ausdruck als Bewertung der Realität.

Die Adjektive qualifizieren im Syntagma Substantive sowie im adverbialen Gebrauch Verben oder andere Adjektive. Ihre morphosyntaktischen Formen transportieren bei Substantiven grammatische Informationen zu Kasus, Numerus und Genus, also den ebenfalls substantivischen Kategorien, wodurch eine Übereinstimmung zwischen Adjektiv und Substantiv als Kongruenz hergestellt wird. Adverbiale Formen sind unflektiert.

Die subsemantischen komplementären Bedeutungen des Episemems 'statisch' vs. 'dynamisch' sind beim Adjektiv undifferenziert. Diese Undifferenziertheit der ambivalenten subsemantischen Bedeutung ist die Voraussetzung für die Koppelung des Adjektivs an andere Ausdrücke des Syntagmas. Adjektive sind von daher in den Wortfeldern der Lexeme zu suchen, mit denen sie gemeinsam auftreten.

2.8.4 Die Artikel und Pronomen [nach oben]

Die Wortarten 'Artikel' vs. 'Pronomen' werden aufgrund ihres analogen Gebrauchs gemeinsam betrachtet, allerdings gibt es Unterschiede: Während Artikel nur in Kombination mit dem Substantiv auftreten, können Pronomen ein Substantiv im Syntagma auch ersetzen. Der Gebrauch beider Wortarten ist also auf das Substantiv ausgerichtet.

Die morphosyntaktischen Formen von Artikel und Pronomen enthalten entsprechend ihrer Funktion grammatische Informationen zu den Kategorien Kasus, Numerus und Genus sowie die Pronomen auch zur Person (die zum bestimmten Artikel homonymen Formen des Demonstrativ- und Relativpronomens können wie der bestimmte Artikel nur die dritte Person abbilden). Sie markieren das Genus der Substantive, das sich in substantivischen Formen nicht in der Flexion niederschlägt, morphosyntaktisch.

Sowohl die Formen, die in Kombination mit dem Substantiv auftreten, als auch die Formen, die als Substantivstellvertreter fungieren, nehmen die ambivalente subsemantische Bedeutung des Substantivs an.

Betrachtet man die morphosyntaktischen Formen nach der Kategorie des Numerus, ist außer bei der Form 'die' das klare Überwiegen des Plurals festzustellen:

 
Artikel und Pronomen im
Tagmem der Ordnung 'Numerus'
wir 389   ich 33
uns 121 vs. mir 10
unser 136   mein 28
die 227   die 246
 

Die häufige Homonymie der Formen von Artikel und Pronomen zeigt sich bei der Form 'die', die Nom. Sg. und Pl. oder Akk. Sg. und Pl. des bestimmten Artikels oder des Demonstrativ- oder Relativpronomens darstellen kann. Die Personalpronomen bzw. deren Formen 'wir' vs. 'ich' sind davon allerdings nicht betroffen und bilden in Bezug auf ihre subsemantischen Merkmale ein Minimalpaar: Sie unterscheiden sich nur im Numerus. Die Ambivalenz der subsemantischen Bedeutung wäre hier asymmetrisch zugunsten des Plurals.

Das Episemem 'Singular' vs. 'Plural' ist wie das Episemem 'statisch' vs. 'dynamisch' an sich symmetrisch, wie sich an der nahezu gleichen Verteilung der Form 'die' erkennen lässt. Die ungleiche Verteilung der komplementären subsemantischen Bedeutungen 'Singular' vs. 'Plural' bei den Formen, die nicht vom bestimmten Artikel herrühren können, ist eine Besonderheit des morphosyntaktischen Potenzials, die im asymmetrischen Wortfeld 'Numerus' unter semantischen Aspekten auf ihre Bedeutung für den Liedtext untersucht werden könnte.

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